Nachdem ich durch einen eskalierenden Streit bei den Oxfords rausgeflogen bin, aber auch natürlich freiwillig nicht mehr dort bleiben wollte, durfte ich mit meiner neuen Hostmother, der 84 jährige Nola, eine liebenswerte Person kennenlernen, die mich zur Begrüßung erst einmal mit Umarmung und Kuss empfangen hat. Den kalten Drink habe ich natürlich auch gerne angenommen, nachdem ich eine halbe Stunde mit meinem Backpack durch den ganzen Ort geirrt bin bei 30°C. Nola’s Mann ist vor 6 Jahren gestorben, zuvor hat sie mit ihm in den 70ern für ein halbes Jahr in Mommenheim bei Mainz gelebt, welch ein Zufall. Da hat sie dann natürlich immer eine Geschichte für mich auf Lager. Den zweiten Eindruck den ich von Nola dann bekam, war ihr Durst nach Brandy. Nachdem sie morgens ihren Tee trinkt, gibt es bis zum Abend nichts anderes mehr als Brandy mit Soda. Manchmal trinkt sie sogar so viel, dass sie umfällt und die anderen sie ins Bett tragen mussten. Natürlich kann man einer 84 jährigen Frau nicht erzählen, dass sie lieber nicht so viel trinken sollte ;). Wie auch immer, niemand ist perfekt und so hat eben auch Nola ihre Macken, dennoch hat sie eine gute Seele. Die anderen haben mir von einem Brasilianer oder Schweizer (bin mir nicht mehr so sicher) erzählt, der, nachdem er bei EF fertig war, Nola darum gebeten hat, noch ein bis zwei Wochen auf der Couch zu schlafen. Weil er dafür nichts bezahlen konnte, wollte er ihr wenigstens eine Flasche Brandy kaufen. Im lokalen Liquorstore war er dann aber durch die Auswahl des Brandy total überfordert, da Nola ihren Brandy auch immer in dieser braunen Tüte lässt. Er fragte dann den Kassierer ob er Nola kennt und er sagte, ja klar, der Brandy dort ist Nola’s Brandy.
Durch das Alter ist Nola natürlich auch nicht mehr wirklich fähig das ganze Haus sauber zu halten, wenn die Jungs versucht haben ihre Zimmer ein bisschen zu putzen, hat sie aber geschimpft, weil das ihr Job sei. Genauso möchte sie auch nicht, dass wir die Teller in die Spülmaschine einräumen oder ihr beim Abwasch helfen. Sie ist manchmal einfach sehr bossy. Als Nola einmal krank war, haben die Jungs aber wohl das ganze Haus aufgeräumt, geputzt und dabei 4 Müllsäcke mit altem Kram weggeschmissen.
Nola liebt es auch für uns alle zu kochen, der ganze Tisch ist voll mit Essen, sogar Roast Beef gibt es.
Durch den Mix an Mitbewohnern kann ich wieder neue Einblicke in andere Kulturen gewinnen.
Arnold, ein Russe in den dreißigern ist hier für ein Jahr um Englisch zu lernen. Danach möchte er seine Familie (Frau und Sohn) nach Australien holen und ein eigenes Business eröffnen. Im gefällt Russland nicht und erst garnicht die Regierung. Deshalb hängt er sich richtig rein und lernt jeden Tag fleißig Englisch, denn als er hierher kam begann er als Rookie.
Die drei Franzosen, Maxime, Jeremy und Clement (keine Ahnung wo die ´` hinkommen) reden sehr viel französisch. Für Maxime ist das kein Problem, denn er kann sehr gut Englisch und auch beinahe ohne diesen blöden Akzent, doch die anderen werden so kaum ihr Englisch verbessern. Naja und die Gehirnzellen werden ja auch nicht gerade mehr, wenn man jeden Abend auf der Terasse kifft :P.
Javier aus Mexico mit seiner tiefen Stimme ist ein sehr netter Typ, der immer positiv denkt. Dieses positive Denken behält er vor allem durch seinen Glauben an Gott inne. Nach seinem EF Kurs macht er hier eine Art Lehrgang von einer Kirche um danach predigen zu können. In Mexiko sind 40% der Menschen sehr arm. Als wir letztes Wochenende auf die Mardi Grad Parade (Parade für die Rechte der Schwulen&Lesben) gegangen sind, wollte Javier nicht mit. „Das ist nicht so wie es sein soll“, war seine Antwort darauf. Er wurde eben anders damit erzogen, in Mexiko wird man auch teilweise auf offener Straße verprügelt, wenn man sich als Schwul/Lesbisch outet. Könnte daran liegen, das 90% der Mexikaner Katholiken sind. Seine Lieblingsphrase ist „Crazy Man“, das wird mir durch den rauen Unterton und den spanischen Akzent wohl noch ein wenig in Errinerung bleiben.
Mittwoch, 3. März 2010
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