Heute ging es zum ersten mal an den Strand. Manly Beach erreicht man am besten mit der Fähre vom Circular Quay, ca. 30 Minuten. Dabei kann man natürlich wieder tolle Bilder von Oper und Harbour Bridge machen ;). Am Hafen in Manly bin ich dann auch auf den ersten Aldi in Australien gestoßen. Feels like home :).
Giacomo und ein Mitschüler aus der Türkei waren noch dabei, den ich am Strand mit meinen Fragen nur so gelöchert habe. Cüneyt ist 29 Jahre und bleibt die nächsten 10 Monate in Australien, davon 7 an der EF Schule in Sydney.
Am Anfang habe ich ihn gefragt was er von den aktuellen Diskussionen bzw. Verboten in der Schweiz und Frankreich hält. Er meinte es sei ziemlich ungerecht, aber es sei ihm eigentlich ziemlich egal, wie dem größten Teil der türkischen Bevölkerung. Doch dann erzählte er mir, dass ein Burka- bzw. Kopftuchverbot für die Türken nichts neues sei, denn an staatlichen Universitäten in der Türkei, müssen die Haare der Frauen offen getragen werden. Darüber war ich sehr verwundert.
Ich stellte weiter ein paar Fragen über den Islam und Allah. Wie zum Beispiel, wie es dazu kommen kann, dass es Terroristen gibt und ob im Koran tatsächlich steht, dass andere Religionen vernichtet werden sollen. Er erklärte mir dann, dass es nicht einfach ist arabisch zu übersetzen bzw. es zu deuten. So kommt es zu Missverständnissen, zum Beispiel steht im Koran eine Geschichte, wie Männer zu ihren Frauen zu sprechen haben, sie sollen erst normal reden, wenn sie es nicht versteht lauter werden und wenn sie es dann nicht versteht sie schlagen. Die Bedeutung dieser Geschichte ist jedoch eine ganz andere: der Mann soll erst normal reden, dann seine Stimme erheben, und wenn die Frau es dann noch nicht versteht, soll er die Tür zuschlagen, also quasi einfach den Raum verlassen. Und so gibt es eben viele Missverständnisse des Koran. Im Koran steht nur geschrieben, dass man sein Land verteidigen soll, aber nicht andere angreifen soll/darf. Hinzu kommt, dass viele Terroristen schon als junge (sehr ungebildete) Kinder rekrutiert werden und ihnen solche Missverständnisse durch Propaganda dann eingeflößt werden. Auch wenn das beim letzten terroristischen Anschlagsversuch von Abdulmutallab nicht der Fall war.
Generell entpuppte sich Cüneyt als ein sehr moderner Türke, der nicht 5 mal am Tag zu Allah betet. Seine Schwester trägt niemals Kopftuch und ihm kommt es nicht auf Religion an, sowie viele anderen Muslimen, die denken, dass man noch so ein perfekter Christ sein kann (treu, gläubig, sich an die Gebote haltend), man kommt nicht in den Himmel. Für andere, so wie Cüneyt zählt nur das gute im Menschen und er hat sowohl jüdische als auch christliche Freunde.
Desweiteren erzählte er mir, dass Türkei und die arabischen Länder eigentlich grundlegend verschieden sind. Die einzige Gemeinsamkeit ist die Religion, ansonsten sind die arabischen Länder sehr konservativ, aber auch der Ostteil der Türkei. Pakistan und Afghanistan seien die schlimmsten Länder was den muslimischen Konservatismus angeht, aber auch in Iran haben Frauen keine Rechte, wie beispielsweise Autofahren, Jeans tragen oder wählen.
Sein Standpunkt zu Juden unterscheidet sich auch vom arabischen oder teilweise vom türkischen. In der Türkei sagen manche man solle keine Coca Cola trinken, weil die Firma Israel unterstützt, aber alle Türken lieben Coca Cola und kaum einer hält sich daran. Für den Fall, dass Iran eine Atombombe baut, stellt das die größte Bedrohung für Israel da, denn Ahmadinedschad betont, wenn der Iran vom Westen angegriffen wird, wird es sich an Israel vergelten. Ein sehr schwieriger Konflikt, der durch die Entstehung des Staates Israel enstanden ist.
Alles in allem war das ein sehr interessanter Nachmittag für mich, und ich konnte so einige Einblicke gewinnen, welches einer der größten Vorteile der EF-Schule darstellt, weil dort eben viele verschiedene Menschen, aus verschiedenen Regionen der Erde, mit unterschiedlichen Religionen aufeinander treffen.
Zum Schluss habe ich noch eine gute Nachricht, meine Tax File Number ist heute angekommen, und so kann ich nun auf die Suche nach Arbeit gehen. Grüße ins verschneite Deutschland.
Donnerstag, 18. Februar 2010
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